Gegründet als Interessengemeinschaft verfolgte die Kaufleute- und Schifferbrüderschaft schon von Anfang an auch soziale Ziele. So unterstützt sie laut Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1556 „verschämte Arme“. Über Jahrhunderte blieben die Brüder diesem Leitgedanken treu und sahen ihre Bestimmung letztlich ausschließlich in dem mildtätigen Zweck – wie aus den über die Zeiten ständig geänderten
Statuten ersichtlich ist.
Diese Anpassung an die jeweiligen Erfordernisse einer Aera begründet wohl auch das Bestehen dieser Brüderschaft in einer lebendigen Tradition, ohne den Wandel und die Modernisierung zu scheuen.
In den Statuten aus dem Jahr 2004 heißt es unter anderem im § 1 zum Zweck der Stiftung: „Sie unterstützt laut Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1556 „verschämte Arme“ und dient der Förderung und Pflege von Kulturwerten, der Denkmalpflege sowie der Förderung der Jugendbildung und -erziehung.“
Neben der Unterstützung einzelner Personen – den sog. Benefiziaten oder verschämten Armen – hat sich der selbstgewählte Aufgabenbereich der Brüder deutlich in den gesellschaftspolitischen Raum erweitert – ähnlich wie zur Gründerzeit.
Dabei wurden schon in der Vergangenheit Einzelaktionen, bedingt durch akute Ereignisse, durchgeführt, die den bisherigen Rahmen überschritten, wie z. B. Hilfe bedürftiger Menschen in Estland und für die Opfer der großen Oderflut. Zum anderen übernahm die Brüderschaft 2004 die Erhaltung des traditionsreichen Baumhau- ses am Stadthafen.
Für das Jubiläumsjahr 2006 erarbeiteten die Brüder zusätzlich mehrere unterschiedliche Projekte unter dem Motto: „Der Jugend eine Chance“.
Mit neuer Kleidung durch den Winter
Durch Kontakte zu den Kitas und auf Vorschlag der Erzieherinnen werden Kinder aus wirtschaftlich benachteiligten Familien eingekleidet. Unter Begleitung der Brüder und Beratung der Erzieherinnen dürfen sich Kinder selbständig Bekleidung und Schuhe aussuchen: durch diese Sachspende wird gewährleistet, dass die Mittel den Kindern unmittelbar zugute kommen. Im Jahre 2005 wurden so 24 Kinder aus 4 Einrichtungen eingekleidet.
Musikalische Früherziehung
Besonders in wirtschaftlich angespannter Situation können Kinder aus entsprechenden Familien oft nur mit dem Notwendigsten versorgt und daher nicht optimal betreut und in ihrer psychointellektuellen Entwicklung gefördert werden. Hier will die Förderung der musikalischen Früherziehung unterstützend eingreifen zur Stärkung des Wahrnehmungsvermögens, der Konzentration sowie der Feinmotorik; zusätzlich soll musische Begabung geweckt und gefördert werden.
Die Brüderschaft hat mit der Kreisjugendmusikschule und der Kita Hahle vereinbart, dass alle 4 – 6jährigen Kinder – insgesamt 56 – einmal wöchentlich 60 Minuten über 1 Jahr unterrichtet werden. Die Eltern selbst leisten eine geringe Eigenbeteiligung von 1 Euro pro Stunde, die übrigen Kosten trägt die Brüderschaft.
Therapeutisches Reiten
Das therapeutische Reiten ermöglicht mehrfach behinderten Kindern eine Verbesserung ihrer Situation. Da diese Kosten nicht allgemein von den Versicherungsträgern erstattet werden, übernimmt die Brüderschaft in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Stade e. V. für 2 Kinder, deren Eltern finanziell nicht in der Lage sind, einmal wöchentlich für 1 Jahr die Kosten.
(Aus-) Bildung – eine Chance mehr!
Dieses Projekt wird im Herbst 2006 starten. Geplant ist eine strukturierte Aktion in Zusammenarbeit der IHK und ortsansässigen Betrieben, um einzelne, voraussichtlich schwer vermittelbare Jugendliche über das letzte Schuljahr individuell unterstützend zu begleiten, um ihre Chancen zu verbessern, einen Ausbildungsplatz zu erhalten.